Arnold Schmieder Anne Schröder-Sternberg  Annika Wagner
alt?
ein Arbeits- und Lesebüchlein nicht nur für Senioren

(erschienen im März 2001)
Alter, vermitteln die AutorInnen, ist keine Bedrohung, aber man soll es sich auch nicht schönreden.
Dieses in der Presse als „überaus lesenswert“ gelobte Buch bietet viele allgemein verständliche Informationen, daneben findet sich aber auch Heiteres und Besinnliches. Denkanstöße und Vorschläge haben keinen  ratgeberischen Charakter, sondern werden humorvoll vorgebracht. Berührungsängste vor angeblichen Tabuthemen werden abgebaut.
(ISBN 3-934992-03-X)

Preis: 7,65 €

‘Moribundus’ - ein Beispiel für Zuschreibungen und Prophezeiungen

‘Moribundus’ - das Wort muß man nicht kennen. Der Patient in der folgenden Geschichte kannte es auch nicht. Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‘sterbend’, aber auch ‘sterblich’. In der Fachsprache der Mediziner meint ‘moribund’ allerdings nur ‘sterbend’. So gesehen ist die folgende Begebenheit, die von dem amerikanischen Psychologen Gordon W. Allport berichtet wurde, nicht nur ganz witzig, sondern stimmt auch nachdenklich:

 „In einem österreichischen Landeskrankenhaus liegt ein schwerkranker Mann im Sterben. Die behandelnden Ärzte haben ihm wahrheitsgemäß mitgeteilt, daß sie seine Krankheit nicht diagnostizieren können, ihm aber wahrscheinlich helfen könnten, wenn sie die Diagnose wüßten. Sie haben ihm ferner gesagt, daß ein berühmter Diagnostiker das Spital in den nächsten Tagen besuchen und vielleicht imstande sein wird, die Krankheit zu erkennen.
  Ein paar Tage später kommt der Spezialist wirklich an und macht seine Runde. Am Bett des Kranken angekommen, wirft er nur einen flüchtigen Blick auf ihn, murmelt ‘moribundus’ und geht weiter.
  Einige Jahre später sucht der Mann den Spezialisten auf und sagt ihm: ‘Ich wollte Ihnen schon längst für Ihre Diagnose danken. Die Ärzte sagten mir, daß ich Aussicht hätte, mit dem Leben davonzukommen, wenn Sie meine Krankheit diagnostizieren könnten, und im Augenblick, da Sie ‘moribundus’ sagten, wußte ich, daß ich es schaffen werde.’“

Die Geschichte soll sich tatsächlich so zugetragen haben, so unwahrscheinlich sie auch klingt.

Kennen Sie andere, vielleicht nicht ganz so spektakuläre, einfachere Beispiele in bezug auf ‘Krank-sein’ oder ‘Alter’, wo Zuschreibungen oder Prophezeiungen eine solche Rolle gespielt haben?

Sprichwörtliches über das Alter

Wer sich im Alter wärmen will, muß sich in der Jugend einen Ofen bauen. (Deutschland)

De nich old weere will, mutt sik junk uphangen. (Mecklenburg/Deutschland)

Wenn du keinen alten Menschen im Hause hast, so leihe dir einen. (Griechenland)

Eines alten Mannes Stab ist der Klopfer an der Wand. (Griechenland)

Drei Arten von Männern versagen im Verstehen der Frauen: junge Männer, Männer mittleren Alters und alte Männer. (Irland)

Alt werden möchte jeder, aber keiner will alt genannt werden. (Island)

Ein alter Mann hat den Kalender im Leib. (Italien)

Mehr sterben die Menschen vom Sattsein als aus Hunger. (Malta)

Nicht die alten Leute frage um Rat, sondern die, die gelitten haben. (Ukraine)

Keiner wird je so alt, daß er nicht glaubt, noch etwas länger leben zu können. (Norwegen)

Wer als Junge ein Vogelnest zerstört, der brennt im Alter ganze Dörfer nieder. (Schweden)

Wenn du sehr alt werden willst, mußt du beizeiten anfangen. (Schweiz)

Im Frühling warm, im Herbst kühl halten, so wird man alt, ohne krank zu sein. (China)

Ein alter Mann ist ein gutes Omen fürs Haus. (Israel)

Wenn man im Alter von fünfundzwanzig Jahren die Weisheit der Fünfzigjährigen besäße, gäbe es keine Armen mehr.
(Mongolei)

Wenn die Alte alles besser weiß, soll sie es doch besser machen. (Ghana)

Das Leben hat seine festgelegte Begrenzung, warum also fürchtest du es? (Maurisch)

Das Alter ist unheilbar. (Nigeria)