Irrlicht

wahre Ruhe nur in der Trümmerstadt
Märchenerzähler Namen abgelegt hat
haust vor den Toren

Arche verwunschener Ort
nicht zum Verweilen, bleibe dort
umflort vom Singsang der Nebel

runenhäutiger Mann, müdegewandert, lebenssatt
Haupt schon gebettet hat
liest aus versiegelten Büchern

Lauscherin Nimmersatt
drückt Näschen an Eisblumen platt
flicht Rauchzeichengebinde:

“schlafen Würmer?
wer malt Seifenblasen an?
ob man Sternschnuppen haschen kann?”

wer so fragt, der noch Fragen hat
freut man sich im Zwergenrat
zündet Lichtlein im Fenster

Geisterreiter

gesalbter Mond entstellt
Platzadern im Dottergesicht

geht stille
schleift Zweifelangst

schlafloser Bruder blutig
tränkt kratzendes Linnen

driftender Nacht dritter Albtraum
vom Diesseits

reitet Geister
sattelt ab

stapft durch Puderstaub
geharkter Manege

peitscht Schweißpferd
in Greuelnacht

doch: weil sie längst gestorben sind
leben sie noch heute

Eierkohlenmantelknöpfe

die hatten sie nicht mehr stehlen müssen
die Kopftuchfrauen, von den Waggons
wenn die Dampflokomotiven
langsam bergauf
fuhren
die brachten schon
Kohlenhändler, schwarze Männer
später auch Briketts in staubigen Jutesäcken
schwarzfettig glänzend, Bares erbetend

da war der Winter weiß und hoch
Schmeichelwind und Kältesonne 
Staubschnee rieselt im Wald
Kinderhände sind rot, Eisblumen am
Fenster, Großmutter braucht
Reisigbündel für’s Feuer im Herd und
immer noch galt das Buchenscheit wert
die rote Möhre, Hut ein löchriger Topf
 

Erinnerung ist sterblich
im Kopf

Schneemann, halt ein
verschon uns mit
altvorderen Narretein

Hey Joe

sing ein Lied und
sing es laut

spann den Wagen an
denn der Wind treibt
Regen übers Land
hol die goldnen Garben
hol die goldnen Garben
he-jo
spann den Wagen an

sing ein Lied
und sing es laut
schnarch und röchle nicht
im Schoß der Braut

gar wundersam:
gibt es ihn
den Wiederholungszwang?