Arnold Schmieder
Das Loch in der Sanduhr
Gedichte & Zeichnungen

(erschienen im September 2004)
„Rasches vergessen - die Welt ist gar zu garstig; Lebensgier macht besessen.“
Kann man da einer Sanduhr noch trauen...
(ISBN 3-934992-07-2)

Preis: 7,95 €


Tief steht die Sonne

Tief steht die Sonne überm See. Gleißend.
Sie blendet.
Die Fische wolln nicht beißen.
Unter harter Scholle vergilbt das nächste Gras.
Drei Reiher streiten laut um kargen Fraß.
Ich bleibe.

Ich bleibe dort
der nächste laue Wind wird meine Augen wecken
die Fische werden wieder beißen

Engelchen

selbstverliebt und grellgeschminkt
säuseln schwarzweiß
zucken Flügelchen federlos
vergessen spielend den Dienst

schützen mich nicht

&

so geschah es:

knetete Engelsgleiche mit Palmenzweig 
brotgelber Lehm, schaumige Spucke, zäher Teig
Lebenshauch eingepumpt und prallbesamt will sie sein
frischgebackenes Brautchen mit schleifendem Hippobein

bezahlt, betucht, selbstgemachtes Schwingenkind
bringt Glück und Lustgewinn geschwind

Kaptein

ruft in Matrosenkoben:
laßt Sturm nicht mehr toben
fangt Taifune ein, Winde solln gekirret sein
will endlich meine Ruh
und
 kräftige Mahlzeit dazu:
nicht Fisch, nicht Fleisch
macht Knochen weich
durch
den Fleischwolf drehe man geschwind
das Fleisch vom Rind und auch den Heringsfisch
bringt mir auf den Kombüsentisch
mit Beete, der roten, und scharfer Zwiebel dann
kräftigt das Labskaus noch den schwächsten Mann
Pfeffer und Salz
Gott erhalt’s
Muskat liebt man und Gurkensaft, von guter Butter eingefaßt
auch die Kartoffel mag man nicht missen
sie kräftigt und macht reif fürs Ruhekissen
und
gut gekocht soll alles sein
meint unser werter
Kaptein

stoppt

die Welt ich möchte aussteigen
unwirtlich selbst Waldeseinsamkeit
bin ich zum Wachschlaf bereit

weitertanzen diesen ungelenken Reigen
beweihräuchern gedunsenes Lamm
das von übler Gottheit kam

wolln wir das Lied der Treue geigen
übersetzen mit schwerem Floß
Kinder werden in neuem Glauben groß